Taekwon-Do – Was ist das?

Taekwon-Do ist eine Kampfkunst aus Korea. Das Wort Taekwon-Do setzt sich aus drei Silben zusammen, die jede ihre einzelne Bedeutung haben:

  • Tae – Steht für Fuß oder Sprung und damit stellvertretend für alle gesprungenen oder mit den Füßen ausgeführten Techniken
  • Kwon – Steht für Faust (oder Hand im allgemeinen) und damit stellvertretend für alle Handtechniken (Stöße, Schläge aber auch Blöcke)
  • Do – Bedeutet Geist, Lehre, Weg oder Kunst und spiegelt, im Gegensatz zu den ersten beiden Silben, die eher für das Physische stehen, die psychologische oder spirituelle Komponente wider und steht stellvertretend dafür, dass ein Taekwon-Doin auch eine geistige, charakterliche Entwicklung durchläuft, wenn er Taekwon-Do betreibt.

Zusammengefasst kann Taekwon-Do etwa als “Kunst des Faust- und Fußkampfes” übersetzt werden.

Taekwon-Do wurde ca. zwischen 1945 und 1955 in Korea entwickelt aus verschiedenen asiatischen Kampfkünsten wie Tang Su Do, Taekgyeon (Korea), (Shotokan) Karate (Japan) und weiteren. Maßgeblich entwickelt wurde Taekwon-Do vom koreanischen General Choi Hong Hi, der daher oftmals als der Entwickler / Erfinder des Taekwon-Do bezeichnet wird, und es wurde entwickelt als Kampfkunst und zur Selbstverteidigung für das koreanische Militär. Im Jahre 1955 schließlich wurde Taekwon-Do der Öffentlichkeit vorgestellt und in den Folgejahren sandte Choi Hong Hi verschiedene Gruppen von hochrangigen Taekwon-Doin als Präsentationsteams in die Welt aus, um Taekwon-Do auch außerhalb von Korea bekannt zu machen. 1965 schließlich wurde es in Deutschland präsentiert, unter anderem von einem der bis heute in Deutschland bekanntesten Meister des (traditionellen) Taekwon-Do, Kwon Jae Hwa.

In der Folgezeit gab es verschiedene Streitigkeiten unter den führenden Köpfen des Taekwon-Do, auch im Rahmen der Spaltung Koreas in Nord- und Südkorea. Seit der General mit einem Präsentationsteam nach Nordkorea reiste, wird dort “sein” Taekwon-Do praktiziert, während der Süden diese Reise als Verrat auffasste und seitdem einen anderen Stil des Taekwon-Do praktiziert (WTF). Inzwischen gibt es viele, leicht oder auch stark unterschiedliche, Stile im Taekwon-Do. Die zwei Hauptstile / Hauptverbände sind

  • International Taekwon-Do Federation (ITF) – (Reformiertes) Traditionelles Taekwon-Do
  • World Taekwondo Federation (WTF) – Modernes “Wettkampf”-Taekwon-Do (Olympisches Taekwon-Do), deutscher Dachverband / Hauptverband ist die Deutsche Taekwondo Union (DTU)

Daneben gibt es noch einen dritten wichtigen Stil, das (unreformierte) traditionelle Taekwon-Do nach Kwon Jae Hwa, von dem es auch etliche Schulen und Vereine in Deutschland gibt. Wir in der Kampfsportgemeinschaft Jung-Do-Kwan Bohmte / Bad Essen praktizieren das Taekwon-Do der ITF. Allerdings gehören wir nicht der ITF an, sondern der International Budo Federation (IBF), einem Verband, in dem viele unterschiedliche Kampfkünste beheimatet sind. Neben den bisher genannten Verbänden gibt es noch etliche weitere internationale (und natürlich auch nationale (für jede Nation)) Verbände, die hier nicht weiter genannt werden sollen, bis auf die European Taekwon-Do Federation (ETF), die ebenfalls einen relativ wichtigen Verband darstellt. Für weitere Informationen zu Taekwon-Do und seiner Geschichte sei hier auf die deutsche Wikipedia-Seite zu Taekwon-Do verwiesen (siehe Links).

Die zentralen Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Verbänden und Stilen sind zu aller erst das Koreanisch, das zur Beschreibung und Benennung der Techniken genutzt wird, sowie die Unterscheidung, welche Art von Formen gelaufen wird: Tul (ITF, und damit bei uns), Hyong (traditionelles Taekwon-Do nach Kwon Jae Hwa) oder Poomse (WTF). Während Tuls und Hyongs vom Ablauf (der Techniken) und der Reihenfolge und Anzahl oft noch sehr gleich sind, haben die Poomse der WTF mit den Tuls oder Hyongs nicht mehr viel gemein, außer dass sie aus Taekwon-Do Techniken bestehen. Während es 24 Tuls und 20 Hyongs gibt, wobei die ersten 20 Tuls quasi den Hyongs entsprechen, bis auf z.T. unterschiedliche Technikausführung, gibt es eine andere Anzahl an Poomse, und keine der Poomse entspricht einer der Tul oder Hyong.

Bestandteile und Trainingsinhalte des Taekwon-Do

Zu den zentralen Bestandteilen des Taekwon-Do gehören

  • Grundschule (Gibon Yonsup): Die (grundlegenden) Techniken des Taekwon-Do, also Tritte, Schläge, Stöße und Blöcke sowie die unterschiedlichen Stände.
  • Tul: Die Tul bestehen aus den Grundschul-Techniken und sind eine Art “Schattenkampf” gegen imaginäre Gegner, bei dem es gilt, die einzelnen Techniken korrekt, präzise und mit der nötigen Kraft auszuführen. Die Tul wurden entwickelt, um die Techniken korrekt von einer Generation Taekwon-Doin an die nächste weiterzugeben, aber auch, weil viele der Taekwon-Do Techniken den Gegenüber schwer verletzten können. Um diese Verletzungen zu vermeiden, wurden die Techniken anfangs nur als “Schattenkampf” geübt (wie auch z.B. im Karate oder anderen Kampfkünsten üblich) und diese Tradition hat sich bewährt und bis heute gehalten. Des Weiteren hat jede Tul eine Bedeutung, welche zumeist aus der koreanischen Geschichte herrührt.
  • Ein- und Mehr-Schrittkämpfe (Ibo-, Ilbo-, Sambo-Matsogi): Diese zählen weitestgehend zu den abgesprochenen Kämpfen. Auf einen (zwei oder drei) Angriffe, welche geblockt werden, folgt ein Konter. Die Schrittkämpfe als abgesprochene Kämpfe dienen ebenfalls dem Üben der Grundschultechniken, da alle Techniken kurz vor dem Körper des Übungspartners abgestoppt werden. So können auch im Wettkampf verbotene oder sehr gefährliche Techniken mit Partner geübt werden. Außerdem kann mit Schrittkämpfen die Technikvariabilität und -auswahl geübt oder überprüft werden sowie die Sauberkeit der Techniken und Stände.
  • (Halb-) Freikampf ((Pan-) Chaju-Matsogi) : Der Halbfreikampf besteht aus drei beliebigen Angriffen, die vom Partner geblockt werden müssen. Anschließend erfolgen ein Konter und ein Gegenkonter, bevor die Rollen getauscht werden. Der Halbfreikampf dient ebenfalls zum Üben der Technikvariabilität, da der Halbfreikampf aber deutlich dynamischer ist als die Schrittkämpfe, kommt es hier vor allem auf die Technikvariabilität und etwas weniger auf Technikausführung und korrekten Stand an. Der Freikampf hingegen ist, wie der Name schon sagt, völlig frei, bis auf einige Einschränkungen, die die Technikauswahl betreffen. So wird beispielsweise oft auf zu gefährliche Techniken wie den Axtkick verzichtet, um das Verletzungsrisiko für die Übenden zu minimieren.
  • Selbstverteidigung (Hosinsul): In der Selbstverteidigung werden Techniken erlernt, um sich gegen körperliche Angriffe zu wehren und diesen zu entkommen. Zu den Angriffen zählen beispielsweise Festhalten von Armen oder Kleidungsstücken, Würgen, Schwitzkasten oder Faustangriffe / Schläge, sowie Verteidigung gegen (standardisierte) Messer- oder Stockangriffe. Außerdem üben Fortgeschrittene auch die Verteidigung gegen mehrere (bewaffnete) Gegner. Das primäre Ziel ist dabei, einen Angriff unbeschadet zu entkommen sowie den Gegner (im Rahmen der Verhältnismäßigkeit) zu besiegen. Dazu werden auch Selbstbehauptungs- sowie Deeskalationstechniken und -strategien gelehrt. Zum Selbstverteidigungstraining gehört außerdem (für die Fortgeschrittenen) die Kenntnis des Notwehr- und Nothilfe-Paragraphen sowie das Wissen um deren eventuelle Überschreitung.
  • Theorie (Ilon): Hierzu zählen für Anfänger vor allem die Dojang-Etikette, also das Benehmen im Trainingsraum, sowie das korrekte Binden des Gürtels und die Bedeutungen der Gürtelfarben. Für Fortgeschrittene ist außerdem die bereits erwähnte Kenntnis des Notwehrparagraphen wichtig, ebenso wie die Geschichte des Taekwon-Do, die Anwendung einzelner Techniken, warum es genau 24 Tuls gibt oder warum es zehn Schülergrade und (in unserem Verband) neun Meistergrade gibt. Außerdem muss jeder Schüler die Bedeutung aller bisherigen Formen inklusive seiner aktuellen Prüfungsform kennen.
  • Bruchtest (Kyek Pa): Beim Bruchtest werden die Techniken der Grundschule angewandt, meistens “gegen” Holzbretter. Das Ziel des Bruchtests ist, zu zeigen, dass eine bestimmte Technik mit der nötigen Technik, Präzision und Härte ausgeführt werden kann, um das Bruchtestmaterial (oder im Notfall die Knochen des Gegners) zu zerstören. Der Bruchtest gehört sicherlich zu den eindrucksvollsten Präsentationsmöglichkeiten des Taekwon-Do, da hier, vor allem auf Vorführungen, spektakuläre Techniken wie mehrfach gedrehte und gesprungene Tritte gezeigt werden können.

Wissenswertes / Links:

International Budo Federation (IBF) Deutschland – Unser Hauptverband

International Taekwon-Do Federation (ITF) Deutschland – Unser Taekwon-Do Hauptverband

Taekwondo.de – Wissensportal über Taekwon-Do

Wikipedia.de – Wikipedia-Artikel über Taekwon-Do mit vielen wissenswerten Informationen